Mit der auf Bio-Weizeneiweiß basierenden Wheaty-Linie haben wir die chinesisch-japanische Seitan-Tradition aufgegriffen und sie für die westliche Küche neu erfunden. Einst Naturkostpionier, vertreibt unser Familienunternehmen seine Produkte heute europaweit.
Die Anfänge 1979-1993: Tofu-Pionier in Deutschland
Als der spätere TOPAS-Firmengründer Klaus Gaiser Mitte der 70er Jahre von zwei Studienaufenthalten Dans les années 1970, Klaus Gaiser apprend les secrets de fabrication du tofu et du seitan lors de voyages d’études en Asie. De retour en Allemagne, il se lance dans la production de tofu dans les années 1980.
1981 begann die Produktion im „Milchhäusle“ in Belsen, einer ehemaligen Molkerei. 1984 wurde dort die Yamato Tofuhaus GmbH gegründet. Die Sojabohnen wurden von einem Biobauern aus dem Tübinger Stadtteil Kilchberg bezogen.
Es folgten arbeitsreiche und turbulente Jahre, die trotz aller Schwierigkeiten aber ein stetiges Wachstum mit sich brachten. Tofu begann, in Deutschland anzukommen, und die Nachfrage stieg stetig. 1987 wurde die Firma in größere Räume nach Hirschau verlegt, ab 1989 beteiligte sich eine größere, im Gesundkostbereich engagierte Firma, die große Pläne für eine Tofurei hatte, an Yamato. Dieses Joint Venture verließ Gaiser 1992.
1993-Heute: Umorientierung zu Seitan: der Beginn von Wheaty
Als Ergebnis einer radikalen Neuorientierung gründete Gaiser 1993 die TOPAS GmbH. Die Produkte von TOPAS sollten auf der anderen großen pflanzlichen Säule der asiatischen Küche basieren: Dem auf Weizeneiweiß basierenden Seitan. Anfangs waren auch Pasta-Produkte im Angebot (TOPAS ist die Abkürzung für: Tofu – Pasta – Seitan). Gaiser war von der japanischen Nudel-Tradition fasziniert und interpretierte sie neu. Er brachte nicht nur gekochte, verzehrfertige Nudeln auf den Markt, was es zu diesem Zeitpunkt noch nicht gab, sondern auch Produkte wie etwa Maultaschen mit Tofu-Füllung. Denn der Produktentwicklung lag von Anfang an eine neue Stoßrichtung zugrunde: War das Ideal zu Zeiten des Tofuhauses noch, die Europäer von den Vorzügen der asiatischen Küche zu überzeugen, so sollten die neuen Produkte geschmacklich wie optisch dem heimischen Geschmack entgegenkommen. Die Entwicklung von Fleischalternativen, gewohnten Fleischprodukten nachempfunden, war die neue Philosophie. Dieser Richtungswechsel sollte eine neue große Herausforderung werden: Hatte Tofu während des vergangenen Jahrzehnts langsam aber sicher an Bekanntheit und Akzeptanz in Deutschland gewonnen – nicht zuletzt durch die Arbeit der Yamato Tofuhaus GmbH –, konnte sich unter Seitan Anfang der neunziger Jahre kaum jemand etwas vorstellen. Die erste Bestellung 1994 war vier Kartons groß. Trotz vieler Rückschläge gewannen die Produkte, die von Anfang an unter dem Markennamen Wheaty bekannt wurden, langsam an Fahrt.
Anfangs fand ein großer Teil des Betriebsablaufs noch am heimischen Wohnzimmertisch statt. Ein erster Erfolg in diesen Jahren war die Entwicklung der Spacebars: Die Landjäger-Imitate erlebten einen „Raketenstart ohnegleichen“, wie Klaus Gaiser heute sagt. Er hatte – gleich einem „Steve Jobs des Ernährungswesens“, wie eine Zeitung einmal über ihn schrieb – den Nerv der Zeit getroffen: Was der sich Mitte der 90er Jahre im deutschsprachigen Raum gerade bildenden veganen Szene zu diesem Zeitpunkt noch vollkommen fehlte, war ein deftiger Snack, der überallhin mitgenommen werden konnte. Kein Wunder also, dass der im Jahr 1999 als erstes Exemplar seiner Gattung entwickelte Spacebar Hanf schnell zum „Szeneprodukt“ wurde. Im Jahr 2007 würdigte die Organisation People for the Ethical Treatment of Animals (PETA) den Riegel dann als „besten veganen Snack“ mit der Vergabe eines Preises, der für „tierischen“ Fortschritt vergeben wird. Seither gilt für die Spacebars: Oft kopiert – und nie erreicht.
Anfang der 2000er Jahre: ein unerwarteter Aufschwung
Am Anfang des neuen Jahrtausends machte sich ein erster Aufschwung bemerkbar – es gab mehr Kunden, mehr Großhändler, und immer mehr Produkte wurden verkauft. Im September 2000 zog TOPAS aus dem Familienhaus mit seinen gerade einmal 45 Quadratmetern als Geschäftsfläche nutzbarem Raum in ein separates Firmengebäude in Mössingen-Öschingen. Anfangs gab es Bedenken, ob die Räumlichkeiten nicht zu groß seien – 300 Quadrameter klangen beängstigend. Doch darüber können Klaus Gaiser und Sanni Ikola-Gaiser heute nur noch schmunzeln – denn es sollte nicht lange dauern, bis TOPAS beim Vermieter des Gebäudes nach einem weiteren Stockwerk anfragen musste. Im Lauf der nächsten zehn Jahre würde TOPAS so Schritt um Schritt das ganze Haus „übernehmen“. Zuletzt belegte TOPAS 1300 Quadratmeter der Öschinger Fabrikhalle. Nach und nach waren auch immer mehr Mitarbeiter hinzugekommen – war Sanni Ikola-Gaiser am Anfang mit der Bestellabwicklung alleine, war die Arbeit bald ohne eine Hilfskraft beim Kommissionieren nicht mehr zu bewältigen. Nach dem Umzug in die neuen Räume kamen zunächst fünf Mitarbeiter in der Auftragsabwicklung hinzu; im Lauf der Jahre wuchsen auch Büro, Verwaltung und Vertrieb. Und in Öschinger Schülerkreisen begann das Etikettieren von Produkten sich einen Namen als attraktiver Nebenjob zu machen.
Durch die BSE-Krise im Jahr 2000/2001 sollte das Wachstum der Firma eine explosionsartige Verstärkung erfahren. Allein 2001 sah die Firma einen Umsatzzuwachs von 82 Prozent – „heller Wahnsinn“, wie Klaus Gaiser heute sagt. Offenbar hat das Thema BSE tatsächlich viele Menschen für die Problematik der Fleischherstellung sensibilisiert. Nach dem Abebben der unmittelbaren Krise und ihrem Verschwinden aus dem öffentlichen Bewusstsein und den Medien gab es für TOPAS eine Überraschung: Der Umsatz blieb stabil und wuchs sogar weiter – kontinuierlich um etwa 25 Prozent in den letzten Jahren.
Die Firma heute
Zusammen mit seiner Frau Sanni Ikola-Gaiser hat Klaus Gaiser einen Familienbetrieb aufgebaut, aus dem ein europaweit agierendes Unternehmen geworden ist. Mittlerweile sind es rund 100 Menschen, die durch die Firma beschäftigt werden. Etikettiert wird mit Aufklebern in 14 unterschiedlichen Sprachen, rund 50 verschiedene Produkte werden in 16 europäischen Ländern vertrieben. Deren Entwicklung betreibt der Wheaty-Erfinder bis heute persönlich. Am Anfang stand die Versuchsküche noch im eigenen Haus, wo er, wenn ihm eine neue Idee oder eine besonders gelungene Versuchsreihe keine Ruhe ließ, oft bis zwei oder drei Uhr morgens anzutreffen war. Inzwischen entwickelt er in einer eigens angemieteten ehemaligen Metzgerei in Mössingen-Belsen, unweit vom „Milchhäusle“, in dem alles seinen Anfang nahm.
Das Wheaty-Versprechen lautet: Für die Rohstoff-Gewinnung findet keine Naturraumzerstörung statt; weder werden Urwälder dafür abgeholzt, noch Menschenrechte verletzt, noch lange Transportwege in Anspruch genommen. Und das soll auch so bleiben, obwohl die Produktionsleistung enorm gestiegen ist: Veganismus liegt im Trend, er ist „Klimaschutz mit Messer und Gabel“, wie Harald Ebner, Bundestagsabgeordneter der Grünen, noch während seines Besuchs bei uns im August 2012 begeistert über Twitter mitteilte. Inzwischen werden Wheaty-Produkte in Lifestyle-Magazinen empfohlen: „Schwein gehabt! Oder in diesem Fall: Weizeneiweiß mit leckerer Kräuternote. Da lassen Sie das Bratwürstchen vom Schlachter gern mal links liegen“ – dass Men’s Health so über ein veganes Naturprodukt schreibt, wäre vor Kurzem noch undenkbar gewesen.